Die moderne Lehre des Schießsports

Erste Ursprünge des Schießens als Mittel zur Förderung der Konzentration gehen laut alter Überlieferungen möglicherweise bis ins 5. Jh. v. Chr. zurück. Zumindest sind die philosophischen Wurzeln bis weit vor unsere Zeitrechnung zurück zu verfolgen. In jener Zeit wurde selbstverständlich noch nicht mit Feuerwaffen, sondern mit Pfeil und Bogen geschossen. Die berühmteste Legende, die möglicherweise einen historischen Wahrheitsgehalt hat, berichtet darüber, dass der indische buddhistische Mönch Bodhidharma im 6. Jh. n. Chr. nach China in ein Shaolinkloster gekommen war und dort den Buddhismus lehrte. Zur Ertüchtigung soll er die Mönche auch physische Übungen wie das Schießen unterrichtet haben. Die folgende Aufzählung stellt stichwortartig die Elemente und Einflüsse der modernen Lehre des Schießsports dar:

Indischer Yoga

Ethik von Verzicht auf Gewalt. Körperkontrolle, Atmungskontrolle, geistiges Gleichgewicht und Selbstbeherrschung.

Taoismus

Einheit von Leib und Seele, inneres Gleichgewicht, Einheit von Mensch und Natur, Sieg der Sanftheit über die grobe Kraft, Gebot zur Konfliktvermeidung.

Shintoismus

Reinheit des Herzens und Geistes

Konfuzianismus

Moral und Ehrenkodex, Loyalität, Disziplin, Gerechtigkeit, Redlichkeit, Ehrlichkeit.

Buddhismus

Konzentration, Ruhe, Körper und Geist sind eins in der Bewegung, Verwirklichung des ganzen Menschen.



Schon im Taoismus waren Körper und Geist bzw. Leib und Seele eine „untrennbare Einheit“. Das psycho-physikalische Training des Schießens hat zum Ziel, im Organismus ständig die Bioenergie zu akkumulieren und ihre Bewegung zur Aktivierung aller physiologischen und psychischen Prozesse zu kontrollieren und zu lenken. Eine Schule für den Charakter durch Körper- und Selbstbeherrschung. Demnach ist das Schießen eine lange „Auseinandersetzung“ mit sich selbst. Schießen muss daher streng vom Kampfsport abgegrenzt werden.

Wettkämpfe und Trainings, in denen ein Gegenüber als „Zu-Besiegender“ verstanden wird, widerspricht dem Sportsgeist des Schießens. Weder Mensch noch Tier sind die Ziele eines Sportschützen! Das Sportschießen besteht in dem Streben, sich mit anderen im friedlichen Wettkamp zu messen. Auf dieser Grundlage kann der/die Übungspartner, aber auch alle Mitmenschen und die Tierwelt nur mit äußerstem Respekt und Hochachtung betrachtet werden. Schießen ist damit Meditation in Bewegung, in der die Verbindung von Körper und Geist und die innere Harmonie hergestellt werden.

Beim Schießen hat das Lernen und die Selbst-Erziehung aus seinem tiefsten Verständnis heraus eine sehr zentrale Stellung inne. Innenschau und Reflexion des „eigenen selbst“ sind die Essenz des Schießens. Ergebnis sind Harmonie und inneres Gleichgewicht. Ziel ist auch eine Steigerung der emotionalen und körperlichen Belastbarkeit.

Achtung vor dem Leben von Mensch und Tier sind die wesentlichen, unumstößlichen Tugenden eines Sport-Schützen.

Die Lehre des Schießsports hat gerade für die moderne Gesellschaft mit ihren vielfältigen Problemen einen großen Nutzen. Dieser ergibt sich in erster Linie durch die Schulung des Geistes. Wenn man diese Lehre allerdings nicht anwendet, kann sie ihr Potenzial nicht entfalten und wir alle werden uns nicht wirklich fortentwickeln. Die Lehre ist fundiert und entspricht der Realität. Sie kann für den Einzelnen große Veränderungen bewirken. Wir sollten langfristig denken und nicht alles von „Heute auf Morgen“ erwarten. Verstehen und praktizieren – dieser Schritt hängt von jedem einzelnen selbst ab.



 

 

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