Geschichte und Tradition
Das Sportschießen hat insbesondere in Europa eine lange Tradition. Das korporierte Schützenwesen geht auf die Bürgerwehren der Städte zurück. In Deutschland und in den angrenzenden Nachbarländern gibt es z.B. bereits seit dem Mittelalter Schützengilden. Davon zeugt u.a. das berühmteste Bild des niederländischen Malers Rembrandt, die Nachtwache (von 1642), welches die Amsterdamer Bürgerwehr darstellt, eine Schützengilde. Der erste bezeugte Schützenwettbewerb wurde aber bereits 1442 in Zürich (Schweiz) abgehalten.
Das Sportschießen war bereits 1896 in Athen eine der olympischen Disziplinen. Auf dem Programm standen fünf Wettbewerbe, vorwiegend mit Militärwaffen. Es wurden zwei Wettbewerbe für Gewehre und drei für Pistolen ausgerichtet. Erster Wettbewerb war das Militärgewehrschießen über 200 Meter. Der Sieger Pantelis Karasevdas war der einzige, der mit allen Schüssen das Ziel traf. Der zweite Wettbewerb, das Militärpistolenschießen, wurde von zwei US-amerikanischen Brüdern dominiert, John Paine und Sumner Paine. Um die Gastgeber vor einer weiteren Blamage zu bewahren, beschlossen die Brüder, dass nur einer von ihnen im freien Pistolenschießen antreten würde. Sumner Paine gewann den Wettbewerb und war der erste Verwandte eines Olympiasiegers, der selbst Olympiasieger wurde.
Mit Ausnahme von St. Louis 1904 und Amsterdam 1928, war das sportliche Schießen immer Bestandteil des olympischen Programms. Die Frauen nehmen seit Los Angeles 1984 in getrennten Wettbewerben teil, früher konnten sie (ab 1968) in die „Männer-Teams“ integriert werden. Das größte Angebot für das sportliche Schießen besteht im Bereich der „Feuerwaffen“. Beim Sportschießen werden in der Regel keine „Gebrauchswaffen“ verwendet, sondern speziell entwickelte Sportwaffen. Die Spitzenathleten benutzen hochgezüchtete Sportwaffen wie die Schnellfeuerpistole, die Freie Pistole oder das Kleinkalibergewehr der Biathleten und die Bögen der Bogenschützen. Ebenfalls großer Beliebtheit erfreut sich auch das Großkaliberschießen mit Kurz- und Langwaffen. Hier allerdings werden fast ausschließlich Gebrauchswaffen verwendet.
Die Pistole als ehemalige Reiter- und vor allem Duellwaffe erfreut sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts wachsender Beliebtheit als Sportgerät. Das Visier besteht in der Regel aus Kimme (hintere Visierung) und Korn (vordere Visierung). Bei Sportwaffen ist die hintere Visierung mittels Drehknöpfen für die Höhen- und Seitenlage des Schussbildes verstellbar. Bei allen olympischen Disziplinen und den meisten anderen wird die Pistole grundsätzlich nur mit einer Hand gehalten. Das einhändige Halten verlängert zum einen den Weg vom Auge zur Visierung und erhöht somit die Zielgenauigkeit, zum anderen kann die Waffe tatsächlich wesentlich ruhiger gehalten werden, weil die körpereigene Unruhe (z.B. Muskelzucken) sich schlechter auf die Waffe übertragen kann. Bei Disziplinen, bei denen es auf schnelle Schussfolgen mit großkalibrigen Waffen ankommt (z. B. IPSC), wird die Pistole hingegen in der Regel beidhändig gehalten, da die Waffe ansonsten durch den Rückstoß zu stark beeinflusst würde.
Da der Schießsport auch von vielen Menschen ausgeübt wird, die berufsmäßig mit Waffen zu tun haben (Polizisten, Militär) gibt es auch noch einige Disziplinen, die deutliche Anleihen aus diesen Bereichen zeigen. Beispiele hierfür sind „Westernschießen“ und „praktische Flinte“. In der Regel werden viele dieser Disziplinen, trotz ihrer Popularität (vor allem in den USA) und internationaler Wettkämpfe, nicht von den Nationalen Olympischen Komitees gefördert. Bei der Disziplin Ordonnanzgewehr benutzt der Schütze Repetierer, die vor dem 31. Dezember 1963 als Ordonnanzwaffen (im Militär) geführt wurden. Geschossen wird auf eine Distanz von 100 Metern. Das Wettkampfprogramm besteht aus 40 Schuss unterteilt in zwei Stellungen á 20 Schuss (liegend und stehend). Beliebte Waffen beim Ordonannzgewehr sind:
- Karabiner K98k
- Carl Gustaf m/96 (auch Schweden-Mauser genannt)
- Enfield No. 4
Bei den Disziplinen der International Practical Shooting Confederation (IPSC), deren Schützen in Deutschland Mitglieder im Bund Deutscher Sportschützen sind, wird sowohl auf Pappziele als auch Metallziele geschossen. Diese Ziele sind zum Teil beweglich (sie wackeln, drehen sich, laufen von einer Seite zur anderen) oder sind durch sogenannte No-Shot-Scheiben teilweise verdeckt. Der Schütze wechselt während eines Durchgangs mehrmals die Position und Haltung. Dabei schränken Hindernisse das Schussfeld ein bzw. bestimmen die Position des Schützen. Die Wertung erfolgt als Kombination aus Trefferpunkten und der für den Durchgang benötigten Zeit. Es kommt bei dieser Disziplin also nicht nur auf sauberes, sondern auch auf schnelles Schießen an.
Quelle „Wikipedia“
Historische Betrachtung
Namhafte Historiker betonen, dass in vielen Städten die kirchlichen Bruderschaften maßgeblich an der Bildung von Schützengesellschaften beteiligt waren. Wenn man weiß, wie sehr die Kirche im Mittelalter Einfluss auf alle Vorgänge und Einrichtungen des öffentlichen Lebens nahm, ist es nicht verwunderlich, dass auch die Anfänge des Schützenwesens eng mit dem kirchlichen Leben verknüpft sind. Am deutlichsten wird die religiöse Grundeinstellung der alten Schützengesellschaften jedoch bei den Aufnahmebedingungen sichtbar. In fast allen Statuten wird betont, dass als Gildemitglied nur aufgenommen werden darf, wer christlichen Glaubens und tadelloser Herkunft sei und ehelichem Bett entstamme. Auch war es den Schützen unter strenger Strafandrohung untersagt, auf der Schießstätte zu fluchen.
Häufig praktizierten die Schützengilden aktive Nächstenliebe, indem sie Waisen, Arme und Kranke unterstützten. Da es auf dem Schießstand in aller Regel also gesitteter zuging als beim Kegeln oder Kartenspielen, ist es nicht verwunderlich, dass gerade die geistlichen Herren diesem Sport sehr zugetan waren. Ihre rege Beteiligung lässt darauf schließen, dass es mit Amt und Würden durchaus vereinbar war, seine Schießfertigkeit mit Gleichgesinnten aus anderen sozialen Schichten zu messen. Fest steht, dass Handwerker gleichermaßen wie Patrizier und Fürsten, sowie höchste Würdenträger der Kirche Gefallen an den Schießübungen fanden. Ein wichtiger Aspekt darf in diesem Zusammenhang nicht ausser acht gelassen werden: War der Eintritt in eine Schützengilde zwar im allgemeinen großzügig geregelt, so konnte sich andererseits nicht jeder eine solche Mitgliedschaft leisten.
Für die exklusiven Clubs hat dies auch heute noch Gültigkeit. Schützen haben zu jener Zeit innerhalb der Bürgerschaft eine gesellschaftliche Sonderstellung eingenommen. Da sich nur Wohlhabende eine kostspielige Waffe leisten konnten, erfolgte ungewollt eine gewisse Abgrenzung gegenüber den anderen Bürgerschichten. Darüber hinaus darf angenommen werden, dass zum Unterhalt der Schießanlagen und für die Abwicklung des Schießbetriebs ebenfalls nicht geringe Mitgliedsbeiträge erhoben wurden.
Das frühe Schützenwesen in Nürnberg
Schon im Mittelalter galt Nürnberg als Hochburg des Schießsports.
Es gibt zwar keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wann die ersten Schützengesellschaften gegründet wurden, jedoch reichen die Anfänge des Nürnberger Schützenwesens vermutlich bis in die Zeit der Entstehung der Stadtgemeinde zurück.
Das frühe Schützenwesen in München
Wie für Nürnberg gibt es auch für München keine gesicherte Erkenntnis darüber, wann die ersten Schützengesellschaften gegründet wurden. Man weiß aber, dass sie sich in München aus kirchlich-bürgerlichen Kreisen entwickelten und vermutlich schon vor 1320 Schießübungen mit dem „Stachel“ veranstalteten. Eine alte Stadtkammerrechnung gibt uns Kunde davon, dass mit Sicherheit im Jahre 1393 eine Armbrustschießstätte vor dem Angertor existiert hat. Schlichtweg als Ehrensache betrachtete es der Magistrat, die Reisen und sonstigen Unkosten seiner Schützen bei der Teilnahme an Schießveranstaltungen in entfernt gelegene Städte zu finanzieren. Was heute die großen Fußballmannschaften, bedeuteten in früheren Jahrhunderten die Schützengesellschaften für eine Stadt. Sowohl die Bürger als auch der Magistrat fühlten sich geehrt, wenn die von ihnen abgeordneten Schützen mit ansehnlichen Preisen heimkehrten.
Zu einem goldenen Zeitalter wird für das Schützenwesen das 15. und 16. Jahrhundert, denn in nahezu allen größeren Städten gibt man sich Mühe, prunkvolle Schützenfeste auszurichten. Der Ausbruch des dreißigjährigen Krieges bedeutet für das Schützenwesen nicht nur in Bayern den Beginn einer sehr kummervollen Epoche. Obwohl dieser Krieg dem Armbrustschießen in München den Todesstoß versetzt hatte, lag das Schützenwesen nicht lange brach.
Das Zeitalter des Absolutismus ist geprägt von einer beispiellosen Verordnungswut der Regierung. Alles – angefangen von den Mahlzeiten an den verschiedenen Wochentagen bis zum sittlichen Leben – wurde zu reglementieren versucht. Es ist ganz natürlich, dass in dieser Zeit auch das Schützenwesen von diesem Verordnungseifer nicht verschont blieb. In den vielen Verfügungen über das Schützenwesen wechseln selbstverständliche Vorschriften, eigenwillige Bestimmungen und kuriosen Anordnungen einander ab. Trotz der vielen kleinlichen Verfügungen kann man aber feststellen, dass während des gesamten 18. Jahrhunderts wieder eifrig auf den Schießstätten um die Wette geschossen wurde. Während man im Norden noch ausschließlich auf den hölzernen Vogel auf der Stange zielte, setzte sich in Süddeutschland schon im 15. Jahrhundert das Schießen auf eine Holzscheibe durch.
Das Schützenwesen während der Königszeit
Am 1. Januar 1806 war Bayern von Napoleons Gnaden Königreich und damit souveräner Staat geworden. Es bedarf keiner besonderen Betonung, dass die bayerischen Schützen von Anfang an mit Leib und Seele ihrem Königshaus zugetan waren. Fürstliche Feierlichkeiten wie Geburtstage, Thronjubiläen, Hochzeiten oder Taufen waren für die Schützen im ganzen Land willkommener Anlass zu Festschießen, um so ihre Verbundenheit zur königlichen Familie auszudrücken.
In der Schützenfestschrift anlässlich des 25jährigen Regierungsjubiläums von König Maximilian Joseph im Jahr 1824 heißt es unter anderem:
… sich auf eine edle Weise mit seinen Mitbürgern zu belustigen
… sich dabei zur Ruhe, Ordnung und Eintracht, zur Höflichkeit und zu einem freundschaftlichen Benehmen immer mehr einzuüben. Es ist gewiss, dass Menschen, welche sich daran gewöhnen, sich einander immer mit Achtung zu begegnen, - allen Streit und Tumult zu vermeiden, - ihr Feuergewehr mit Vorsicht zu behandeln, - auf Wind und Wetter zu merken – Meister ihres Auges, ihres Armes und ihrer Muskelspannung zu bleiben – ruhig den Moment abzuwarten, wo sie losdrücken dürfen –
Es ist gewiss, dass solche Männer, vieles von dem, was ihnen hier zur Gewohnheit geworden ist, in das gemeinschaftliche Leben übertragen werden, und sie werden eben darum, weil sie geübte Schützen sind, auch ohne vorausgegangene besondere Erziehung bessere, geselligere, friedsamere und vorsichtigere Menschen sein –
Dieses „Hohelied“ auf die Schützen zeigt, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Bayern auch Schützengesellschaften ohne militärische Zielsetzung existiert haben.
Wenn wir also heute Schützen mit geschultertem Stutzen und Karabinern feierlich an ihren Festtagen einherschreiten sehen, so sollten wir darin weniger eine militärische Parade denn ein volkstümliches Brauchtum erblicken, dessen Träger sich im wesentlichen zu folgenden drei Idealen bekennen:
- Treue zum angestammten christlichen Glauben
- Treue zur bayerischen Heimat
- Treue zu Kameradschaft und zum Schützenbrauch
Das Schützenwesen heute: Sport – Geselligkeit – Tradition